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Preise und Kosten für kalter Nahwärme

Mit welchen Kosten ist bei kalter Nahwärme zu rechnen? Ist kalte Nahwärme teurer als eine koventionelle Wärmeversorgung durch dezentrale Wärmepumpen oder Wärmenetze? Welche Wärmegestungskosten können erwartet werden? Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu Kosten von kalten Nahwärmenetzen (Anergienetze).

Ist kalte Nahwärme eine wirtschaftliche Wärmeversorgung?

Allen Absichtserklärungen für eine klimaneutrale Energie- und Wärmeversorgung zum Trotz, ist die Frage der Wirtschaftlichkeit nach wie vor das wichtigste Entscheidungskriterium, wenn es um die Planung neuer Energiesysteme geht. Dies gilt auch für kalte Nahwärmenetze: Da kalte Nahwärme noch nicht sehr verbreitet ist, bestehen oftmals Unsicherheiten, ob die Technologie wirtschaftlich mit anderen Wärmeversorgungslösungen konkurrieren kann. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Kosten stark von den lokalen Gegebenheiten eines Quartiers abhängen. Für eine Beschreibung, welche Faktoren Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Niedertemperaturnetzen haben, sei auf den Artikel zur Wirtschaftlichkeit von kalten Nahwärmenetzen verwiesen.

Wärmepreise von bestehenden Quartieren mit kalter Nahwärme

Für einige kalte Nahwärmenetze können die Preise für den Endkunden öffentlich eingesehen und analysiert werden. In Tabelle 1 sind für vier Wärmeversorger die Preisangaben aufgeführt: Grundsätzlich ist es bei allen vier Beispielen so, dass eine einmalige Anschlussgebühr erhoben wird. Diese deckt die Kosten für die Erschließung der Wärmequelle ab und beläuft sich häufig auf rund 10.000 €. Dazu wird ein jährlicher Grundpreis erhoben. Dieser umfasst häufig einen Rund-um-Service, welcher alle Betriebs- und Wartungskosten der Anlage abdeckt. Für die gelieferte Wärme muss ein Arbeitspreis (Preis pro kWh-Wärme) entrichtet werden. Die Kälteversorgung ist entweder kostenfrei oder wird pauschal mit einer Grundgebühr pro Jahr berechnet. In Tabelle 1 sind auch Beispielrechnungen für ein typisches Einfamilienhaus dargestellt, welche direkt den Angaben der Energieversorgungsunternehmen entstammen.
Im Preisdatenblatt zum Quartier Am Himmelchen in Engelskirchen wird zudem eine Vergleichsrechnung mit anderen Heizungssystemen durchgeführt. In diesem Quartier betragen die Kosten für den Hausanschluss 4,64 €/(m² Grundstück). Hinzu kommen verbrauchsabhängige Kosten von 6,9 ct/kWh (Arbeitspreis) und ein Grundpreis von 132 €/Monat. Beispielhaft werden hierbei die Kosten für ein Einfamilienhaus mit 8 kW Heizleistung angegeben: Beim kalten Nahwärmenetze belaufen sich die Jahreskosten auf 2481 €. Im Vergleich dazu betragen die Kosten für eine dezentrale Wärmeversorgung 2800 €/Jahr (Erdwärmepumpe) bzw. 2200 €/Jahr (Luftwärmepumpe). In diesem Fall wird die Luftwärmepumpe also als kostengünstiger eingeschätzt, wobei in dieser Betrachtung weitere Nachteile wie potentiell störende Lärmemissionen durch die Wärmepumpen-Außeneinheit oder ein höheres Ausfallrisiko nicht beachtet werden.
In den Statistiken zu kalten Nahwärmenetzen finden Sie auch eine Übersicht zu den Preismodellen für Wärme sowie zu den Preismodellen für Kälte. Die Preisdaten der vier Beispielquartiere sind in der nachfolgenden Tabelle kompakt zusammengefasst.

Das nPro-Tool wurde speziell für die Konzeptionierung und Planung von kalten Nahwärmenetzen entwickelt.

Was kostet Wärme aus kalten Nahwärmenetzen?

In der nachfolgenden Tabelle sind beispielhaft die Preisdaten für vier Quartiere dargestellt.

Tabelle 1: Beispielhafte Wärmepreise für kalte Nahwärmenetze (Stand: 2022, Irrtümer vorbehalten)
Stadtwerke SH Stadtwerke Warendorf Stadtwerke Soest AggerEnergie
Quartier Preisbeispiel In die Brinke, Warendorf Soester Norden Am Himmelchen, Engelskirchen
Grundpreis 420 €/a (inkl. Wartung) 119 €/a hängt von Wärmepumpe ab (z.B. 1812 €/a für 6 kW) 1584 €/a
Leistungspreis --- 58 €/kW/a --- ---
Arbeitspreis 8,27 ct/kWh 9,9 ct/kWh 5,7 ct/kWh 6,9 ct/kWh
Einmalige Anschlussgebühr 13.650 € 11.705 € (inkl. Kälte) 19.100 € 4,64 €/m² Grundstück
Kältepreis kostenfrei 100 €/a kostenfrei unbekannt
Beispielkosten Einfamilienhaus 999 €/a
(4,8 kW, 7000 kWh/a)
1458 €/a
(5,5 kW, 9300 kWh/a)
2376 €/a
(6 kW, 9800 kWh/a)
2481 €/a
(8 kW, 13000 kWh/a)
Mischpreis pro kWh (zzgl. Anschlussgebühr) 14,2 ct/kWh 15,7 ct/kWh 24,2 ct/kWh 19,1 ct/kWh
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Preisgleitklausel

Weil bei kalten Nahwärmenetzen die Investitionen den größten Anteil der Gesamtkosten ausmachen und im späteren Betrieb die verbrauchsabhängigen Kosten geringer sind (Strom für Umwälzpumpen und Wärmepumpen), kommen häufig vereinfachte Preismodelle zum Einsatz. Ein Beispiel hierfür ist das kalte Nahwärmenetz im Neubaugebiet in Gensingen. Hier zahlt der Gebäudeeigentümer für den Anschluss an das kalte Wärmenetz lediglich einen jährlichen Flatrate-Tarif von 80 €/kW (netto, Stand 2021). Bei einer Anschlussleistung von 5 kW sind dies 400 € pro Jahr. Dazu wird eine Preisänderungsklausel vereinbart: 20 % des Flatrate-Tarifs steigt linear mit dem Index der tariflichen Stundenverdienste der Gesamtwirtschaft an: $$FR = FR_0 \cdot (0,8+0,2 \cdot \frac{L}{L_0})$$ Diese Art der Flatrate-basierten Bepreisung von Wärme oder Kälte ist nicht ungewöhnlich für kalte Nahwärmenetze. Insbesondere die Bepreisung der Kälteversorgung ist oft nicht verbrauchsabhängig, sondern geschieht häufig über eine Jahresgebühr oder ist sogar vollständig kostenfrei. Insbesondere eine kostenfreie Kälteversorgung kann sinnvoll sein, um die Abwärmeeinspeisung im Sommer zu maximieren und so ein mögliches Geothermie-Sondenfeld über den Sommer zu regenerieren.

Ist kalte Nahwärme teurer?

Die Frage, ob kalte Nahwärme teurer oder günstiger ist als konventionelle Wärmenetze oder dezentrale Wärmepumpenlösungen ist, lässt sich nicht allgemein beantworten. Grund ist hierfür, dass zu viele individuelle Randbedingungen des jeweiligen Quartiers die Wirtschaftlichkeit beeinflussen. Dies können beispielsweise die Art und Größe der zur Verfügung stehenden Wärmequellen sein. Grundsätzlich herrscht bei den meisten technischen Planern, die sich mit kalter Nahwärme beschäftigen, die Meinung, dass es keinen systematischen, wirtschaftlichen Nachteil kalter Nahwärmenetze gibt. Tatsächlich halten einige Planer kalte Nahwärme für die wirtschaftlichere Option gegenüber konventionellen Wärmenetzen oder auch dezentralen Lösungen. Je getroffenen Annahmen ist dieses Bild jedoch nicht eindeutig und es geben auch Stimmen, die kalte Nahwärme nicht grundsätzlich als vorteilhaft ansehen. Gleichwohl kann man davon ausgehen, dass in allen realisierten kalten Nahwärme-Projekten eine Wirtschaftlichkeitsanalyse vorausging, in der die Versorgung auch mit einem normalen Wärmenetz oder dezentralen Versorgungslösungen verglichen wurden. Die Tatsache, dass die kalten Wärmenetze realisiert wurden, deutet darauf hin, dass entweder das kalte Netz am wirtschaftlichsten war, oder zumindest nur unerhebliche wirtschaftlichen Nachteile aufwies. In Tabelle 2 ist eine Beispielrechnung für ein Einfamilienhaus dargestellt, in der ein kaltes Nahwärmenetz mit dezentralen Lösungen (dezentrale (hauseigene) Geothermiebohrung, hauseigene Luftwärmepumpe und hauseigene Pelletheizung) verglichen wird. Die Berechnung entstammt einem Flyer für kalte Nahwärme der Stadtwerke Warendorf.

Tabelle 2: Vollkostenvergleich für vier Wärmeversorgungssysteme: Kalte Nahwärme, hauseigene Geothermie-Bohrung, Luftwärmepumpe sowie Pelletheizung. Daten basieren auf Angaben der Stadtwerke Warendorf.
Kalte Nahwärme mit Geothermiesondenfeld Wärmepumpe mit hauseigener Geothermiesonde Luft-Wasser-Wärmepumpe Pelletheizung
Investitionskosten (brutto, BDEW-Studie) 11.705 € 29.167 € 18.088 € 19.819 €
Förderprogramme Heizen mit erneuerbaren Energien --- 10.208 € --- 6.936 €
Summe Investitionskosten 11.705 € 18.959 € 18.088 € 12.883 €
Betriebs- und Kapitalkosten pro Jahr (brutto) 1.873 €/a 1.895 €/a 2.218 €/a 2.960 €/a
Anmerkung: Die Betriebs- und Kapitalkosten enthalten: Grundpreis, Leistungspreis, Arbeitspreis, Finanzierungskosten, Stromkosten, Betrieb Wärmeerzeugung, Service, Wartung, Schornsteinfeger (Pellets), Brennstofflagerraum (Pellets). Beim kalten Nahwärmenetz sind hier die Kühlfunktion enthalten sowie die Erneuerung der Anlage nach Ende der Lebensdauer.

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